Dürfte auch hier wohl einige Menschen interessieren...
-------- Forwarded Message -------- Subject: [cda-members] Rücktritt, Kassenabschluss, Kassenprüfung Date: Thu, 09 Oct 2014 13:20:00 +0200 From: Kai Denker kai.denker@gmx.net To: cda-members-list@lists.chaos-darmstadt.de
Hallo zusammen,
tl;dr: Bald MV, bald Rücktritt meinerseits, bald Kassenabschluss; Verein hat zu viele Trolle; Troll auch im Vorstand; Nervenkostüm am Ende.
Seit ungefähr sechs Monaten bin ich Vorstand in diesem Verein. In dieser Zeit wurde ich so oft von Leuten, die dem Vorstand nicht angehören, angepöbelt, dass ich den Überblick verloren habe. Es gab dafür immer sehr interessante Gründe. Mal fanden es Leute doof, dass ich Wörter wie „Schwuchtel“ scheiße finde und mal fanden es Leute doof, dass der Vorstand frecherweise der Meinung war, er könnte Schlüssel für die Trollhöhle gut gebrauchen und dazu könnte er ja mal fragen, wer denn gerade bitte Schlüssel hat. Mal war es eine Zumutung, dass ich fand, dass sich alle wohl fühlen sollen. Mal war es daneben, dass ich den ganzen Dreck doof fand. Mal war es entsetzlich, dass ich fand, jeder solle doch bitte fairerweise die fälligen Mitgliedsbeiträge zahlen... Ich habe in dieser Zeit auch oft erlebt, dass mir Leute berichtet haben, wie hinter meinem Rücken so über mich hergezogen wird: Ich muss also irgendso eine Form von geisteskranker, machtgeiler, stalinistischer Schwuchtel sein... irgendwie sowas.
Trotz dieser Anfeindungen aus bestimmten Ecken habe ich in den letzten knapp sechs Monaten sehr viel Zeit in diesen Verein gesteckt. Im Durchschnitt dürften es so 10 Stunden in der Woche gewesen sein – also nicht für nette Projekte im Verein, sondern nur für Vorstand, Verwaltung, Aufräumen etc. Das war leider auch bitter nötig, da die letzten Vorstände in der Buchhaltung und Ablage ein solches Chaos hinterlassen haben, dass Waldteufel und ich Buchhaltung und Ablage komplett aus dem Nichts für die letzten Jahre neu aufbauen mussten. Das war wirklich sehr viel Arbeit und gerade Waldteufel hat hier sicher noch mehr Dank verdient als ich. Mit ihm habe ich auch die Steuererklärung gemacht und angefangen, die Dokumente für die Satzungsreform auszuarbeiten. Es war eine teils schöne, aber auch sehr anstrengende Arbeit, die durchaus auch an meine Nerven gegangen ist. Man hat auch großartige WTF-Momente erlebt, z.B. bei der Bank um die Kontovollmacht zu ändern. Wir haben damals von der Bank erfahren, dass es ein zweites Vereinskonto gibt, das gar nicht in unseren Büchern auftauchte.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass der Vorstand wenigstens intern funktioniert hätte. Das hat er aber nicht. Praktisch alles musste quälend lange diskutiert werden, da insbesondere eine Person, deren Namen ich hier nicht nennen werde, sich zwar kaum in die konkrete Arbeit eingebracht hat, aber dennoch bei allem bis in die letzte Formulierung mitreden wollte. Das fand ich überaus anstrengend und frustrierend. Es gibt z.B. eine völlig unklare Situation mit einem angeblichen Anspruch gegen uns aus einem Stromliefervertrag mit einem Dritten[sic!]. Dieser Anspruch wurde dem Vorstand immer wieder vorgetragen, aber weder in der Höhe benannt, noch dem Grunde nach substantiiert. Wie jeder, der sich mit dem Finanzrecht gemeinnütziger Vereine auch nur etwas auskennt, weiß, können wir nicht einfach Geld ausgeben, sondern müssen uns streng an die Gesetze halten. Dies war immer meine Position und sie bleibt es auch – allein da Untreue ein Straftatbestand ist. Das hat trotzdem dazu geführt, dass dieses Thema im Vorstand immer und immer und immer wieder von besagter Person derailt wurde. Wir mussten immer und immer und immer wieder die gleichen trivialen Fragen ausdiskutieren, weil besagte Person die Grenzen unserer Möglichkeiten einfach nicht akzeptieren wollte. Ich fand es einfach nur entsetzlich und hätte diese Person nie als so stur eingeschätzt.
Damit ergibt sich also eine dritte Linie, die zu einer völligen Abnutzung meiner Bereitschaft zur ehrenamtlichen Arbeit geführt hat. Derer sind es also drei: Erstens einzelne, aber dafür oft pöbelnde Vereinsmitglieder, zweitens extrem hohe Arbeitsbelastung für ein Ehrenamt aufgrund vergangener Versäumnisse anderer Vorstände, drittens endlose, zermürbend ziellose Diskussionen im Vorstand über rechtlich völlig eindeutige Trivialitäten – nicht auszudenken, was man mit der Zeit hätte anfangen können!
Diese Woche ist dieser Dreiklang nun eskaliert: Nach einer von fleaz koordinierten Großputzaktion vor einigen Wochen fanden wir die Höhle am Dienstag in einem entsetzlichen Zustand vor und waren zurecht überaus angefressen. Die Eskalation auf der Mailingliste ist bekannt. Ich denke, ich gebe kein Geheimnis preis, wenn ich sage, dass darauf ein überaus aktives Vorstandsmitglied (nicht ich) erklärte, keine Kraft für diesen Verein mehr zu besitzen und bitte alsbald ausscheiden zu wollen. Nun, ich erklärte auf der Vorstandssitzung am Mittwoch, dass ich das ähnlich sehe. Ich für meinen Teil sehe das so: Es kann nicht angehen, dass ich oder Menschen, die ich mag, dafür, dass sie sich in ihrer Freizeit engagieren, von anderen Leuten angepöbelt, beschimpft, gedemütigt werden. Wir sind nicht bei der Piratenpartei. Ich bin nicht gewillt, das zu akzeptieren und ich denke nicht, dass es nach all den Monaten (und ich meine NICHT Antiasina!) noch lohnt, mit diesen Leuten zu reden. Es wurde dann klar, dass sich ein bestimmtes Vorstandsmitglied überaus schwer mit der Vorstellung tut, wir könnten uns endlich dem Getrolle einmal in den Weg stellen und vielleicht sogar als ultima ratio eine Vereinsstrafe beschließen. Wir haben dann eine geschlagene Stunde herumdiskutieren müssen, wobei es schon gar nicht mehr um die Zielscheiben der Ausfälligkeiten ging, sondern nur noch um die persönlichen Befindlichkeiten eines Vorstandsmitglieds, das weder in die konkreten Aufgaben, noch in das Gepöbel aktiv oder passiv involviert war. Nach dieser Stunde hatten wir, so habe ich es gesehen, einen Kompromiss erarbeitet, der einen Prozess beinhaltete, in dem eine breite Vereinsöffentlichkeit über den Umgang in der Höhle miteinander sprechen und ein klares Statement formulieren sollte. In unseren Ideen zu diesem Statement sollte nicht vorkommen, dass konkrete Personen etwa ausgeschlossen würden (falls es Gerüchte dazu gibt), sondern nur dass der Ausschluss am Ende eines solchen Konflikts stehen kann und notfalls auch soll. Das ist meiner Ansicht nach allein deshalb eine Trivialität, weil es so auch in der Satzung steht. Es ist kein Geheimnis, dass ich selbst hier durchaus etwas härter vorgehen würde, aber dass wir diese Position diskutiert hatten, zeigt, wie weit ich mich erneut auf einen Kompromiss eingelassen habe. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir gestern einen deutlichen Beschluss gefasst. Ich bin sehr weit von dieser Position abgewichen. Es hat das betreffende Vorstandsmitglied aber dann nicht davon abgehalten, drei Minuten vor dem geplanten Ende der Sitzung den Kompromiss einseitig plötzlich völlig aufzukündigen, sich davon zu distanzieren und sich erneut nicht auf die Seite derer zu stellen, die in diesem Verein immer wieder Gegenstand von Ausfälligkeiten geworden sind. Wir hatten also mal wieder eine Stunde Zeit damit verplempert, einen Kompromiss auszuhandeln, der am Ende wegen einer einzigen Person nichts wert war.
Es wird in diesem Verein offenbar eher akzeptiert, dass sehr aktive Ehrenamtler sich zurückziehen, bevor Leuten, die sich nicht anständig benehmen können, mal die Grenzen aufgezeigt werden.
Nun, was soll ich sagen: Es reicht mir!
- Ich werde angeschnauzt, wenn ich meine Arbeit machen will. - Ich bin gestresst, weil andere Leute den Laden so an die Wand gefahren haben, dass ich sehr viel Arbeit habe, den ganzen Mist wieder aufzuräumen. - Ich muss alles bis zum Erbrechen im Vorstand diskutieren und kann mich auf keinen ausgehandelten Kompromiss auch nur für fünf Minuten verlassen.
Der Vorstand hat gestern Abend festgehalten, dass wir eine MV zum Zwecke der Neuwahl anstreben. Ich habe eine entsprechende Einladung formuliert, allerdings scheint es auch da noch erheblichen Diskussionsbedarf für nichts zu geben.
Ich habe mich daher entschieden, dass ich schon jetzt meinen Rücktritt kommuniziere. Ich werde meine Aufgabe bis zur baldigen MV erfüllen, insofern ich einen vorläufigen Kassenabschluss für dieses Jahr erstelle. Ich bitte darum, mir eventuelle offene Forderungen an die Vereinskasse zeitnah zu kommunizieren, da der neue Vorstand vermutlich einige Zeit brauchen wird, um die Kasse führen zu können – falls überhaupt. Ich möchte auch die verbliebenen Kassenprüfer (wirew0rm und bios, glaube ich) bitten, mir mitzuteilen, wann wir in knapp zwei Wochen eine Kassenprüfung durchführen können.
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es eine schöne Zeit hier im Vorstand war. Das war sie nicht. Aber ich kann immerhin sagen, dass nicht alles schlecht war. Und dass nicht alles schlecht war, dazu haben viele Menschen von Euch innerhalb und außerhalb des Vorstands beigetragen. Dafür danke ich Euch sehr.
Mit besten Grüßen,
Phaidros / Kai Denker