Moin,
Sorry, wenn ich von der Seite reingrätsche, aber die Diskussion ist kurz davor Relativierung von Rechtsradikalismus zu betreiben, sowie Totschlag mit Datenlösching gleichzusetzen. Das kann ich nicht einfach interessiert aus der Ferne beobachten.
Excerpts from Ferdinand's message of 2013-11-12 16:24:24 +0100:
Es geht im uebrigen nicht um die Kritik an sich. Es geht um die Umsetzung. Wir reden nicht von hart rechtsextremer Musik, wir reden von Freiwild, die zugegebenermassen den einen oder anderen rechten Gedanken vertreten.
Offen rechtsradikale Aussagen im Publikum mindestens tolerieren und in Interviews mit "Meinungsfreiheit" rechtfertigen sollte ein Indikator sein, der so ein Vorgehen rechtfertigt. Ich wäre an dieser Stelle auch nicht von "Diskussionsbedarf" ausgegangen sondern davon, dass das Konsens ist (sein sollte), dass sowas nichts auf einer Festplatte zu suchen hat.
Die Diskussion ob Burger ein "Aussteiger" ist, oder ein "Wolf im Schafspelz" mag akademisch interessant sein, praktisch fehlen zum "Aussteiger" aber deutliche Kriterien. Es fehlt zum Beispiel eine inhaltliche Distanzierung abseits von "Dummejungenstreiche". Interessanterweise verstehen nämlich nur "nicht Rechte" diese Distanzierung als solche. Am Rechten Rand hat man diesen "Ausstieg" nicht als inhaltliche Distanzierung wahrgenommen. Die *gelegentlichen* "völkischen Lieder" mit dem "einen oder anderen rechten Gedanken" sichern den Rechten dann nur noch zu, dass dem auch so ist. Nachweis dafür sind die rechtsradikalen Besucher auf den Konzerten, die sich eben nicht von dem vermeintlichen Aussteiger abgewendet haben, sondern ihre NPD/Nazi Parolen, dort öffentlich zur Schau stellen. (Natürlich nur die strafrechtlich nicht relevanten wie "Todesstrafe für Kinderschänder", die wollen ihren Kumpanen ja nicht in den Rücken treten. Die rechtsradikalen Strukturen haben sehr viel Erfahrung mit diesen subtilen Glaubensbekenntnissen am Rande der Legalität.)
Extremismus funktioniert aber nicht so, dass er Toleranz gegenüber "Aussteigern" übt. Wie ernst kann ein "Ausstieg" sein, wenn der Aussteiger in rechtsradikalen Kreisen immer noch akzeptiert wird? Offensichtlich deuten diese Kreise den "Ausstieg" anders als ihn Burger in der Öffentlichkeit präsentiert.
Frei Wild ist da ziemlich eindeutig. Man kann natürlich verharmlosend argumentieren und das eine oder andere nationalistisch angehauchte Lied als interpretierbar und ansonsten regional geprägten, verständlichen Nationalismus abtun, aber das zeugt höchstens von Ignoranz gegenüber dem Themenkomplex Rechtsrock. Diese Grenzfahrten sind in der neuzeitlichen Rechten Propaganda keine "Randeffekte" sondern Teil der Wortergreifungs- und Raumergreifungsstrategie. Frei Wild ist da beileibe nicht die erste Band, die an dieser Akzeptanzschwelle zwischen Verbot und Popularität surfen. Wenn man da anfangen will, kann man zum Beispiel mal eine Reihe von Onkelz-Covern aufzählen, die in variablen Graden "Meinungsfreiheit" auf ihren Konzerten akzeptiert oder auf der Bühne ausgelebt haben. (Ich erwähne da nicht die Onkelz, die es auch irgendwie geschafft haben sich zu distanzieren, ohne aus der rechten Szene ausgestoßen zu werden. Deren Hymnen werden da immer noch genauso gespielt wie vorher.)
Für soviel Information mußt du nur mal kurz einen Schritt weiter als bis zur Wikipedia-Seite klicken und die Quellen dort anschauen. Da finden sich Artikel in der Sueddeutschen und anderen Antifaschistischen Kampfblättern.
Das ist auch in Relation zum Klima im Heimatland der Band zu sehen, wo man sowieso etwas rechter denkt.
Uh, mit dem Argument kannst du eine ganze Reihe von Dingen moralisch relativieren. Um hier nicht die dicke, historische Keule zu bemühen, führe ich nicht das ad Hitlerum Argument sondern wähle das allgemeine Argument; dass demokratische Überlegenheit nicht zwangsläufig moralische Überlegenheit begründet. Die Bild Zeitung ist das meistgelesene Blatt in D-Land, macht das deswegen menschenverachtenden Journalismus weniger schlimm?
Methoden v??lkisch-nationaler Gruppen: Menschen als Gegner (???Feinde???, ???Untermenschen???) ausw??hlen, diese Feinde pers??nlich angreifen, ihnen Rechte und W??rde streitig machen, ihnen nachstellen, ihnen den Sch??del einschlagen.
Menschen ueberwachen und den Besitz von Information kriminalisieren?
Ist nicht passiert. Kriminalisieren bedeutet ja eher, dass man jemanden juristisch zur Rechenschaft zieht btw. die Strafbarkeit bestimmter Gruppen oder Handlungen hervorhebt/überinterpretiert. Diese persönliche Ebene fehlt hier allerdings. Die Aussage war schlicht, dass man den braunen Rand nicht auf dem Musikserver dulden will, das Übel abgestellt hat und das Thema im Plenum thematisieren wollte.
Mal abgesehen davon ist das ein erschreckender Vergleich zwischen "Informationslöschung" und "Schädel einschlagen". Ich sehe da noch ein oder zwei moralische Zwischenstufen und möchte so etwas nicht auf dieselbe Stufe stellen.
Aber was gibt euch das Recht, pauschal ueber anderer Leute Zeug zu urteilen? Auch wenn der angerichtete Schaden sehr klein ist, ist er vorhanden. Und diese Form der Selbstjustiz ist einfach nicht akzeptabel.
Der Besitz an sich ist nicht angegriffen worden, die Person hat erwartungsgemäß noch Sicherheitskopien. Ja, die Veröffentlichung im Rahmen des MPD ist beendet worden, aber das ist IMHO eine konsequente Schlußfolgerung aus s.o. Intoleranz muß in der Tat nicht toleriert werden, ist inhärent selbst intolerant und darf als solche kritisiert werden, aber das bedeutet nicht, dass die Toleranten alles solange tolerieren müssen, bis ein Mehrheitsentscheid den Mangel an Tolerierbarkeit festgestellt hat. Ein Erfa hat an dieser Stelle auch Öffentlichkeitswirkung, auch auf der Playlist des MPD.
(a) Es ist nicht problematisch, dass der Inhalt problematisch ist. (b) Kritik an problematischem Inhalt ist selbst problematisch.
a) Ich bin der Meinung, dass der Inhalt nicht problematisch ist. Zugegebenermassen ist die Grenze aber schwer zu ziehen.
Ist sie nicht. Die Bühnenaussage ist schlicht nicht die relevante Aussage die zur Bewertung herangezogen werden kann. Kein Mensch erwartet "Ehrliche Meinungen" in einem Wirtschaftsunternehmen der Unterhaltungsindustrie. Wir erwarten Gewinnoptimierung, und genau dieses Muster erklärt Frei Wild deutlich besser als die (fragwürdige) Geschichte vom heimgekehrten Sohn, der seine vergangenen Taten bereut (ohne seine alten Freunde allzusehr zu vergraulen). Burger hat zum Beispiel seine Parteitätigkeit aufgegeben um den Banderfolg nicht zu gefährden. Klingt das in deinen Augen wie "inhaltliche Distanzierung"?
b) Kritik ist ok, Fakten schaffen und dann mal diskutieren eben nicht.
s.u., s.o.
"Ich habe $BAND aufm MPD gefunden. Ich habe mit dem Verursacher gesprochen, er findet das ok, weil $GRUND, wollen wir das akzeptieren, oder sind wir dagegen?"
Gilt dieses Vorgehen auch für... ich greif mal wild raus: Sleipnir, Die Lunikoff-Verschwörung,...? Wer sich musikalisch an den rechten Rand rantastet sollte vielleicht auch einfach mal realisieren, an welchen Menschenschlag er sich da rantastet. So gut kann die Musik nicht sein, dass man da keine Alternative dafür findet. Und man kann sich kurz fragen, in welche Richtungen man seine Toleranz ausdehnen will, und in welche nicht.
Gruesse Lars