Hallo zusammen,
wir veranstalten morgen (Donnerstag, 17 Uhr) einen kritischen
Stadtrundgang zur Videoüberwachung in Darmstadt. Hintergrund ist die
geplante Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung am nächsten
Donnerstag (13.2.). Ich freue mich über euer zahlreiches Erscheinen!
Wann: Donnerstag, 6.2., 17 Uhr
Wo: Karolinenplatz südlich des Stadtarchivs
https://www.openstreetmap.org/way/23401995
Außerdem findet am kommenden Samstag die erste Freiheit statt Angst
(FsA) Demo in Darmstadt statt. Anlass ist auch hier die geplante
Videoüberwachung des Luisenplatzes.
Wann: Samstag, 8.2., 14 Uhr
Wo: vor dem Justus-Liebig-Haus (Ort der Stadtverordnetenversammlung)
https://www.openstreetmap.org/way/34832436
Hintergrund:
Geplant ist, dauerhaft 15 Kameras auf dem Luisenplatz zu installieren.
Die Bilder sollen zum Ersten Polizeirevier am Mathildenplatz, in die
Stadtwache der Kommunalpolizei (direkt am Lui) und in die Leitstelle des
Polizeipräsidiums übertragen und für 10 Tage gespeichert werden. Das
Ganze soll knapp 400.000 Euro kosten. Die geplante Videoüberwachung soll
die "gefühlte Sicherheit" auf dem Luisenplatz erhöhen, bietet keinen
faktischen Mehrwert und greift tief in die Grundrechte aller
Darmstädter*innen am Verkehrsknotenpunkt Luisenplatz ein. Jetzt muss dem
Konzept noch einmal final in der Stadtverordnetenversammlung am 13.2.
zugestimmt werden. Aktuell ist mit der Zustimmung der schwarz-grünen
Koalition sowie der FDP und der AfD zu rechnen.
Jetzt ist also die letzte Chance, um zu handeln!
Viele Grüße
fluxx
-------- Forwarded Message --------
Subject: CCC Darmstadt Presseinformation: Donnerstag, 6.2. 17 Uhr:
Kritischer Stadtrundgang zur Videoüberwachung in Darmstadt
Date: Wed, 5 Feb 2020 00:09:38 +0100
From: presse(a)lists.darmstadt.ccc.de
Reply-To: info(a)chaos-darmstadt.de
To: presse(a)lists.darmstadt.ccc.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Widerstand gegen die Installation einer Videoüberwachungsanlage mit
15 Kameras auf dem Luisenplatz konkretisiert sich.
Am vergangenen Mittwoch, den 29.1.2020 kamen in den Räumlichkeiten des
Chaos Computer Club Darmstadt mehr als 20 Organisationen zusammen, um
über ein gemeinsames Vorgehen zum organisierten Protest in den kommenden
zwei Wochen zu beraten.
Als erste Veranstaltung lädt das Bündnis nun für Donnerstag, den 06.02.
um 17 Uhr zu einem kritischen Stadtrundgang zum Thema ein. Treffpunkt
ist der Karolinenplatz südlich des Stadtarchivs. Der Stadtrundgang führt
durch den Herrngarten an der mobilen Videoüberwachungsanlage vorbei, die
den Bereich vor der Sucht- und Drogenhilfe Scentral des Diakonischen
Werkes überwacht. Es folgt eine Kundgebung an der Arkade der
Grundrechte. Denn insbesondere die geplante Videoüberwachung auf dem
Verkehrsknotenpunkt Luisenplatz, auf dem regelmäßig Demonstrationen und
Kundgebungen stattfinden, greift tief in diese fundamentalen Rechte ein,
auf denen unsere Demokratie fußt. Ziel des Stadtrundgangs ist der
Luisenplatz, wo die konkreten Pläne zur dort geplanten Videoüberwachung
im Mittelpunkt stehen.
Dort wird die geplante Überwachungstechnik zusätzlich zu den
Einmalkosten von rund 400.000 Euro Betriebs- und Folgekosten in
unbekannter Höhe verursachen – ohne dass ein konkreter Nutzen und eine
tatsächliche Notwendigkeit der Maßnahme ersichtlich sind. Zugunsten
einer herbeifantasierten „Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls“
gefährdet die Darmstädter Politik nicht nur die grundrechtlich
geschützte Versammlungsfreiheit, sondern schafft weitere technische
Überwachungskapazitäten und nimmt deren Missbrauch billigend in Kauf.
Erst im August letzten Jahres wurden Missbrauchsfälle in der Hessischen
Landespolizei bekannt, bei denen Beamte ihren dienstlichen Zugang zum
Polizei-Auskunfts-System POLAS immer wieder auch für private Auskünfte
genutzt hatten. So kam es auch zu missbräuchlichen Datenabfragen mit
rechtsextremem Hintergrund im Kontext des „NSU 2.0“, mit denen unter
anderem die türkischstämmige Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız
bedroht wurde [1]. Auch am gestrigen Dienstag wurden Fälle von
Datenmissbrauch bei der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern bekannt [2].
In der aktuellen Magistratsvorlage zur geplanten Videoüberwachung des
Luisenplatzes ist nicht einmal die Anmeldung mit einer individuellen
Nutzerkennung vorgeschrieben. Es fehlt ein Sicherheitskonzept. In der
Fachausschusssitzung am vergangenen Donnerstag wurde zudem bekannt, dass
die Sichtung des Videomaterials vom vorhandenen Personal ‚mitgemacht‘
werden solle. Man wolle in den Polizeidienststellen ‚einfach einen
weiteren Monitor aufstellen‘. „Mit dem aktuellen Nutzungskonzept ist die
Vorlage völlig untragbar. Die Videoüberwachung wird nicht zur
tatsächlichen Sicherheit auf dem Luisenplatz beitragen“, kritisiert
Tobias Kratz, Mitglied des Studierendenparlaments der TU Darmstadt.
Bereiche, die aus rechtlichen Gründen nicht aufgezeichnet werden dürfen
(z.B. Außengastronomie) sollen lediglich verpixelt werden. Unklar
bleibt, wie sichergestellt wird, dass diese Bilder nicht aufgezeichnet
und 10 Tage gespeichert werden, wie dies für das übliche Videomaterial
der Fall ist. „Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass eine
Rekonstruktion des Bildmaterials der Außengastronomiebereiche aus den
gespeicherten Aufzeichnungen möglich ist“, ergänzt Marco Holz vom Chaos
Computer Club Darmstadt.
Mit der Installation der Videoüberwachungsanlage soll die Firma
Dallmeier beauftragt werden. Laut einer Produktbroschüre des Herstellers
ist in der eingesetzten Software auch eine Gesichtserkennung eingebaut
[3]. Die Nutzung dieser umstrittenen Technologie wird in der
Magistratsvorlage nicht explizit ausgeschlossen. „Sofern keine
rechtlichen Regularien greifen, wird man in der Praxis sicherlich nicht
auf die Möglichkeit verzichten, Personen über einen Zeitraum von 10
Tagen wiederzuerkennen. Das ermöglicht die Erstellung von
Bewegungsprofilen aller Personen, die regelmäßig auf dem Luisenplatz
unterwegs sind“, warnt Cedric Shahabi vom Chaos Computer Club Darmstadt.
Wir bitten um eine zeitnahe Veröffentlichung. Wir haben ausgewählte
Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft eingeladen. Sie sind
herzlich eingeladen, auch von vor Ort zu berichten.
[1]
https://www.sueddeutsche.de/politik/polizei-hetze-hohn-bedrohung-1.4619327
[2]
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Datenklau-Ermittlunge…
[3]
https://www.dallmeier.com/fileadmin/user_upload/PDFs/Industries/Safe_City/D…
Bei Rückfragen erreichen Sie mich jederzeit per Mail via
info(a)chaos-darmstadt.de oder telefonisch unter der Nummer XXX.
Viele Grüße
XXX
--
Presseverteiler des CCC Darmstadt
Falls Sie keine Mails mehr über den Presseverteiler bekommen möchten,
können Sie sich unter der folgenden Adresse austragen:
https://lists.darmstadt.ccc.de/mailman/listinfo/presse
Chaos Computer Club Darmstadt e.V.
Wilhelminenstraße 17
64283 Darmstadt
info(a)chaos-darmstadt.de
Der CCC Darmstadt ist eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts
Darmstadt unter der Vereinsregisternummer 3413.
Kommt später um 17 Uhr noch jemand mit ins hub31 zum
Digitalisierungsausschuss, bei dem es um die neue Datenplattform der
Stadt geht?
https://www.openstreetmap.org/way/27918260#map=16/49.8637/8.6237
Viele Grüße
fluxx
> --- Datenplattform ---
>
> Die Stadt Darmstadt berät auch gerade über die Entwicklung einer
> Datenplattform im Rahmen des Digitalstadt-Projekts. Das Ganze könnte
> ebenfalls am 13.2. in der Stadtverordnetenversammlung landen. Die
> Datenplattform soll rund 1 Mio Euro pro Jahr (!) kosten und bietet in
> der aktuellen Fassung keinen wirklichen Mehrwert für die Darmstädter
> Bürger*innen. Beispielsweise fehlt in der Vorlage die Anforderung, dass
> Daten, die auf der städtischen Datenplattform veröffentlicht werden,
> offen für alle zur Verfügung stehen. Die von Steuergeldern finanzierten
> Daten müssen stattdessen unter einer freien Lizenz der Allgemeinheit zu
> Gute kommen! So wie das aktuell beschrieben ist, könnte das auch eine
> geschlossene Plattform sein, bei der man Gebühren zahlen muss, um an die
> Daten ranzukommen. Das kann nicht im Interesse der Bürger*innen sein.
>
> Die Ausschusssitzung dazu ist *morgen* (Mittwoch). Ich werde versuchen
> da zu sein und freue mich über weitere Interessierte.
>
> 24. Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Wissenschaft und
> Digitalisierung
> Mittwoch, 5.2. um 17:00
> Hilpertstr. 31 (hub 31 im ehemaligen Post-Gebäude nähe Telekom)
> https://darmstadt.more-rubin1.de/sitzungen_top.php?sid=2020-Wifoe-80