Sehr geehrte Damen und Herren,
in der heutigen Sitzung des Ausschusses für Sport und Gesundheit
(einschl. öffentliche Einrichtungen und Ordnungswesen) werden zum
Tagesordnungspunkt 2020/0013 „Videoüberwachung auf dem Luisenplatz“ auch
Vertreter des Studierendenparlaments der TU Darmstadt, des Chaos
Computer Club Darmstadt, sowie der Fachschaft Informatik der TU
Darmstadt erwartet. Ziel ist es, in der Stadtverordnetenversammlung am
13.02. eine Vertagung der Beschlussfassung der Pläne zu erwirken.
Donnerstag, 30.01.2020 - Beginn 17:00 Uhr
Sitzung des Ausschusses für Sport und Gesundheit
Konferenzraum Troyes im Rathaus, Luisenplatz 5 A
https://darmstadt.more-rubin1.de/beschluesse_details.php?vid=20201001100012…
Wir bitten um Kenntnisnahme folgender Presseinformation und freuen uns
über ihre Teilnahme & Berichterstattung über den Verlauf der morgigen
Sitzung.
In Darmstadt formt sich Widerstand gegen die Installation einer
Videoüberwachungsanlage mit 15 Kameras auf dem Luisenplatz. Bereits
gestern Abend, am Mittwoch, dem 29.1.2020 kamen in den Räumlichkeiten
des Chaos Computer Club Darmstadt über 20 Organisationen zusammen, um
über ein gemeinsames Vorgehen zum organisierten Protest in den kommenden
zwei Wochen zu beraten. Erste Veranstaltungen sind bereits in der Planung.
„Während sich die Grünen auf Bundes- und Europaebene gerade für ein
generelles Verbot von automatisierter Gesichtserkennung stark machen,
üben sie in Darmstadt bisher keine Kritik“, zeigt sich Marco Holz vom
CCC Darmstadt verwundert und enttäuscht.
Im Herrngarten wird direkt neben der Sucht- und Drogenberatung der
Diakonie videoüberwacht. „Die Maßnahme schießt weit über ihr Ziel
hinaus. So werden nicht nur Passanten und Studierende der nahegelegenen
TU Darmstadt unter Generalverdacht gestellt, sondern sogar Suchtkranke
kriminalisiert. Die Polizei agiert mit repressiven Mitteln gegen
marginalisierte Menschen, statt die präventive Arbeit der Streetworker
zu unterstützen“, Tobias Huber, Referent des AStA der TU Darmstadt.
Ich verweise zum Thema auch auf unsere aktuelle Pressemitteilung zur
Videoüberwachung des Herrngarten:
https://www.chaos-darmstadt.de/2020/Offener-Brief-zur-Videoueberwachung-im-…
Die Pläne zur Videoüberwachung des Luisenplatzes haben wir u.a. bereits
im November 2016 mit einer Demonstration vor dem Justus-Liebig-Haus und
im letzten Jahr in einer Pressemitteilung kritisiert:
https://www.chaos-darmstadt.de/2019/Deja-vu-praeventive-Videoueberwachung-L…
Bei Rückfragen erreichen Sie mich jederzeit per Mail via
info(a)chaos-darmstadt.de oder telefonisch unter der Nummer 0152 31819842.
Viele Grüße
Marco Holz
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Polizeipräsidium Südhessen betreibt aktuell einen mobilen
Videoüberwachungsanhänger im Herrngarten am Ausgang
Schleiermacherstraße. Der Chaos Computer Club Darmstadt, das
Studierendenparlament der Technischen Universität Darmstadt, die
Datenschützer Rhein-Main, die Fachschaftenkonferenz der TU Darmstadt
sowie die Fachschaft Informatik an der TU Darmstadt kritisieren diese
Maßnahme in einem offenen Brief als unverhältnismäßig und nicht zielführend.
Nicht nur im Herrngarten wird videoüberwacht, auch die Pläne zur
Überwachung des Luisenplatzes schreiten trotz zivilgesellschaftlichem
Protest immer weiter voran. Am 13. Februar entscheidet die
Stadtverordnetenversammlung final über die Umsetzung der Pläne von
Bürgermeister Rafael Reißer. Siehe auch:
https://www.darmstadt.de/nachrichten/darmstadt-aktuell/news/x
Bei Rückfragen erreichen Sie mich jederzeit per Mail via
info(a)chaos-darmstadt.de oder telefonisch unter der Nummer 0152 31819842.
Viele Grüße
Marco Holz
= Offener Brief: Kritik an der Videoüberwachungsanlage im Herrngarten =
auch online verfügbar unter:
https://www.chaos-darmstadt.de/2020/Offener-Brief-zur-Videoueberwachung-im-…
An den Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Südhessen, Herrn
Bernhard Lammel,
An den Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Herrn Jochen Partsch,
An die Mitglieder des Ausschusses für Sport und Gesundheit (einschl.
öffentliche Einrichtungen und Ordnungswesen),
An die Landtagsfraktionen des Hessischen Landtags,
An die Mitglieder des Innenausschusses im Hessischen Landtag,
An den Innenminister des Landes Hessen, Herrn Peter Beuth,
An den Hessischen Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit,
Prof. Dr. Michael Ronellenfitsch,
das Polizeipräsidium Südhessen hat am 15. Januar eine mobile
Videoüberwachungsanlage im Herrngarten im Bereich des Zugangs von der
Schleiermacherstraße (nähe Willy-Brandt-Platz) installiert. Der Chaos
Computer Club Darmstadt, das Studierendenparlament der Technischen
Universität Darmstadt, die Datenschützer Rhein-Main, die
Fachschaftenkonferenz der TU Darmstadt sowie die Fachschaft Informatik
an der TU Darmstadt kritisieren diese Maßnahme als unverhältnismäßig und
nicht zielführend.
Von der Videoüberwachung sind naturgemäß nicht nur die von der Polizei
verdächtigten Personengruppen betroffen, sondern alle Passant*innen.
Aufgrund der besonders exponierten Lage mit viel Personenverkehr
zwischen der Straßenbahnhaltestelle Willy-Brandt-Platz und dem Campus
Stadtmitte der TU Darmstadt betrifft die Maßnahme in besonderem Maße
auch Studierende.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Südhessen diene der mobile
Videoüberwachungsanhänger der Gefahrenabwehr [1]. Man wolle mit dieser
Maßnahme „die allgemein bekannte Drogenproblematik im Bereich des
Rondells und die damit verbundenen Begleiterscheinungen“ in den Griff
bekommen. Diese Begründung erscheint aufgrund der unmittelbaren Nähe zur
Sucht- und Drogenhilfe des Diakonischen Werkes diskussionsbedürftig.
Das Polizeipräsidium spricht auf Twitter von einer „abschreckende[n]
Wirkung auf potentielle Straftäter“ [2]. Eine solche Abschreckung bleibt
aber leider Wunschdenken und konnte wissenschaftlich bisher nicht belegt
werden [3]. Im besten Falle treten Verlagerungseffekte auf andere Orte
auf. Jedes Video, auf dem eine Gewalttat zu sehen ist, beweist, dass
Überwachung keine Gewalttaten verhindert.
Warum eine mobile Videoüberwachungsanlage in Sichtweite zum 150m
entfernten Ersten Polizeirevier als geeignetes Mittel angesehen wird,
ist völlig unersichtlich. Es entsteht der Eindruck, die Polizei
Südhessen nutze die Örtlichkeiten zur Erprobung ihrer neu angeschafften
Hardware. Genauso wie im Falle der umstrittenen Pläne zur
Videoüberwachung des Luisenplatzes [4] erschließt sich auch hier nicht,
warum eine Überwachung mit technischen Mitteln einer tatsächlichen
Polizeipräsenz vor Ort vorgezogen wird.
Möglich wird diese Videoüberwachung des öffentlichen Raums durch die
Änderungen im Hessischen Polizeigesetz (HSOG) im Rahmen der
Verfassungsschutzreform im Jahr 2018 [5]. Die zuvor nötige Einstufung
des zu überwachenden Ortes als „Gefahrenschwerpunkt“ ist seitdem nicht
mehr nötig. Dies erlaubt das Aufstellen von Videoüberwachungstechnik
auch an weniger gefährdeten Orten. Gegen die massiven
Grundrechtseingriffe durch die Reform formte sich bereits 2018 Protest
in einem breiten Bündnis [6]. Auch das Bundesverfassungsgericht
beschäftigt sich nun [7] mit dem Hessischen Verfassungsschutzgesetz und
dem Hessischen Polizeigesetz.
Wir sind besorgt über den Trend, Videoüberwachung als Allheilmittel für
mehr Sicherheit zu sehen und kritisieren die geringen Hürden zur
Aufstellung eines Videoüberwachungsanhängers. Vor dem Hintergrund dieser
unverhältnismäßigen Überwachung des öffentlichen Raumes, fordern wir den
sofortigen Abbau der mobilen Videoüberwachungsanlage im Herrngarten!
[1] https://k.polizei.hessen.de/1703913386
[2] https://twitter.com/Polizei_SuedHE/status/1217460380617842688
[3] https://digitalcourage.de/videoueberwachung/materialsammlung
[4]
https://www.chaos-darmstadt.de/2019/Deja-vu-praeventive-Videoueberwachung-L…
[5]
https://www.chaos-darmstadt.de/2017/Kritik-Verfassungsschutzgesetz-und-HSOG…
[6] https://www.chaos-darmstadt.de/2018/offener-brief-freiheitsrechte.html
[7]
https://www.chaos-darmstadt.de/2019/Hessentrojaner-landet-in-Karlsruhe.html