Sehr geehrte Damen und Herren,
Aktivist*innen der hessischen CCCs haben am vergangenen Wochenende vor
der Landesmitgliederversammlung der Grünen gegen den geplanten
Hessentrojaner für den hess. Verfassungsschutz demonstriert. Die
Parteibasis stimmte daraufhin gegen den Staatstrojaner.
Anbei unsere Pressemitteilung mit Verweis auf das hierzu geschaffene
Informationsangebot www.hessentrojaner.de mit Hintergrundinformationen
zu Funktionsweise und Gefahren von Staatstrojanern.
Bei weiteren Rückfragen erreichen Sie uns per Mail via
info(a)chaos-darmstadt.de oder telefonisch unter der Nummer 0152 31819842.
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Aktivist*innen der hessischen CCCs demonstrieren vor grüner
Landesmitgliederversammlung: Parteibasis stimmt gegen Staatstrojaner
Am vergangenen Wochenende haben Aktivist*innen der hessischen Chaos
Computer Clubs vor der Landesmitgliederversammlung der Grünen in Hanau
gegen den geplanten Staatstrojaner für den hessischen Verfassungsschutz
demonstriert. Im Rahmen der Kampagne hessentrojaner.de wurden unter dem
Motto „Bitte haltet Eure Wahlversprechen“ Informationsflyer [1] an die
Teilnehmer der Versammlung verteilt. Gleich drei Anträge beschäftigten
sich am Samstagnachmittag mit dem Thema. Während sich zwei der Anträge
(Antragsnummern 5.5 und 5.6) explizit gegen Trojaner aussprechen,
äußerte der vom Landesvorstand der Grünen eingebrachte Antrag 5.12 zwar
Bedenken, zieht aus diesen aber keine Konsequenzen [2].
Angenommen wurde schließlich der Antrag aus den Reihen der
Landesarbeitsgemeinschaft Medien und Netzpolitik der Grünen in Hessen
(Antragsnummer 5.6), der die Landtagsfraktion der Grünen auffordert,
„auf die angedachte Einführung von digitalen Waffen für den hessischen
Verfassungsschutz zur sog. ‚Onlinedurchsuchung’ und zur ‚Quellen-TKÜ’ zu
verzichten“.
Am kommenden Dienstag gegen 18:20 Uhr verhandelt der Hessische
Landtag [5] über den eingebrachten Gesetzesentwurf [6] von CDU und
Grünen. Die Grünenfraktion steht nun vor der Wahl, entweder der
Entscheidung ihrer Parteibasis zu folgen, oder den ursprünglichen
Gesetzesentwurf unverändert zu beschließen. „Wir appellieren an die
Mitglieder der Landtagsfraktion und den neu gewählten Landesvorstand,
dem Auftrag der Landesmitgliederversammlung zu folgen, und so hessische
Bürgerrechte und weltweite IT-Sicherheit zu stärken“, so Marco Holz vom
CCC Darmstadt.
„Vor dem Hintergrund der kommenden Landtagswahl in Hessen und der damit
verbundenen Aufstellungsversammlungen im neuen Jahr wäre es politisch
unklug und undemokratisch, wenn die Fraktion die Trojaner-Pläne entgegen
des Beschlusses der Parteibasis weiterverfolgen würde“, ergänzt Magnus
Frühling vom CCC Frankfurt.
Die auf der Landesmitgliederversammlung getroffene Entscheidung ist ein
wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen
IT-Sicherheitspolitik. Sicherheitslücken in Computersystemen sind
tickende Zeitbomben, die uns alle treffen können. Die hessischen Chaos
Computer Clubs fordern daher die politisch Verantwortlichen aller
Parteien auf, in Zukunft weitergehende Maßnahmen zu deren Bekämpfung zu
ergreifen. Hierzu zählen etwa die Einführung einer Meldepflicht für
Sicherheitslücken, sowie ein Verbot des Handels mit selbigen. Die
Kampagnenseite www.hessentrojaner.de informiert weiterhin über die
Probleme und Gefahren beim Einsatz von Staatstrojanern.
In anderen Bundesländern hat man diese Problematik bisher offensichtlich
noch nicht verinnerlicht: In Niedersachsen ist die Einführung von
Staatstrojanern Bestandteil des nun geschlossenen Koalitions-
vertrages [7] von SPD und CDU. Die grün-schwarze Regierung Baden-
Württembergs hat am vergangenen Mittwoch (15.11.) im Rahmen des neuen
Landespolizeigesetzes einen Staatstrojaner eingeführt [8].
[1] https://www.hessentrojaner.de/flyer-gruene-lmv.pdf
[2]
https://hessen.antragsgruen.de/lmv2017/Gesetzentwurf_zur_Neuordnung_des_Ver…
[3]
https://hessen.antragsgruen.de/lmv2017/Digitale_Gefahrenabwehr_statt_digita…
[4] http://hessentrojaner.de/antrag-512
[5] https://hessischer-landtag.de/content/118-plenarsitzung
[6] http://starweb.hessen.de/cache/DRS/19/2/05412.pdf
[7] [Zeile 834]
http://cdu-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2017/11/11-16_Koalitionsvert…
[8]
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.beschluss-der-landesregierung-was-…
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Viele Grüße
Marco Holz
CCC Darmstadt
Wilhelminenstraße 17
64283 Darmstadt
Tel. 0152 31819842
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Zuge der Novelle des Hessischen Verfassungsschutz-Gesetzes planen CDU
und Grüne auch die Einführung eines Staatstrojaners. Der entsprechende
Gesetzesentwurf soll im Novemberplenum des Hessischen Landtages in
erster Lesung behandelt werden [1].
Anbei unsere Pressemitteilung mit Verweis auf das hierzu geschaffene
Informationsangebot www.hessentrojaner.de mit Hintergrundinformationen
zur Funktionsweise und den Gefahren von Staatstrojanern für die
IT-Sicherheit.
Bei weiteren Rückfragen erreichen Sie uns per Mail via
info(a)chaos-darmstadt.de oder telefonisch unter der Nummer 0152 31819842.
Viele Grüße
Marco Holz
CCC Darmstadt
Wilhelminenstraße 17
64283 Digitalstadt Darmstadt
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Geplanter Staatstrojaner in Hessen gefährdet IT-Sicherheit weltweit
Im Bundesland Hessen soll ein Gesetz die geheimdienstliche Ausweitung
der Nutzung von Staatstrojanern erlauben. Wir fordern: Kein
Staatstrojaner für Hessen!
Der von den Fraktionen der CDU und Bündnis90/Die Grünen im Hessischen
Landtag vorgelegte „Gesetzesentwurf zur Neuausrichtung des
Verfassungsschutzes in Hessen“ [2] sieht eine Ausweitung der Befugnisse
des Verfassungsschutzes vor, insbesondere den Einsatz von
Staatstrojanern zur sog. Quellen-Telekommunikationsüberwachung
(„Quellen-TKÜ“) und zur Online-Durchsuchung. Mit der Informationsseite
www.hessentrojaner.de möchten die hessischen Chaos Computer Clubs über
die Funktionsweise und Gefahren von Staatstrojanern informieren.
„Eine solche Regelung gefährdet die Sicherheit Millionen vernetzter
Geräte weltweit. Der Einsatz von Staatstrojaner setzt verwundbare
Software in Smartphones oder Laptops voraus“, erklärt Markus Drenger vom
CCC Darmstadt. „Verantwortungsbewusste Sicherheitspolitik zielt darauf
ab, dass Sicherheitslücken schnellstmöglich geschlossen werden, damit
diese nicht von Kriminellen ausgenutzt werden können. Mit einem
Staatstrojaner hat der Staat jedoch ein Interesse daran, offene
Hintertüren nicht zu schließen, um diese später selbst nutzen zu können.
Wissen über Lücken vor Herstellern geheimzuhalten, um Sicherheitsupdates
zu verhindern, schadet der IT-Sicherheit.“
Sicherheitslücken, wie sie für Staatstrojaner und andere Schadsoftware
notwendig sind, werden aufgrund ihrer enormen Tragweite für teilweise
sechs- bis siebenstellige Eurobeträge gehandelt. Da solche Lücken oft in
weit verbreiteten Anwendungen klaffen, stellen sie ein enormes
Gefährdungspotenzial für eine große Zahl von Geräten dar. „Hiervon sind
auch kritische Infrastrukturen wie beispielsweise Krankenhäuser,
Windparks oder Atomkraftwerke betroffen“, betont Magnus Frühling vom CCC
Frankfurt. „Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass sogar finanziell
und personell gut ausgestattete Behörden wie die NSA nicht in der Lage
sind, die Geheimhaltung dieser Lücken sicherzustellen.“
Im Mai diesen Jahres erregte ein von Kriminellen verbreiteter
Erpressungs-Trojaner namens „Wannacry“ weltweit Aufsehen, da er neben
Privat-PCs auch Automobilkonzerne, Bahnunternehmen und Krankenhäuser
lahmlegte [3]. Der geschätzte finanzielle Schaden betrug bis zu vier
Milliarden Euro [4]. Die von Wannacry genutzte Lücke in Microsoft
Windows war der NSA bereits seit Jahren bekannt. „Anstatt die
Sicherheitsmängel dem Hersteller Microsoft zu melden und so ein
Sicherheitsupdate zu ermöglichen, hat der Geheimdienst diese aber zur
Nutzung durch Staatstrojaner geheimgehalten“, schildert Marco Holz vom
CCC Darmstadt das Problem. „Außerdem können auch repressive Regime im
Ausland die von Steuergeldern in Deutschland finanzierten Hacking-Tools
zum Ausspähen von Journalisten, Oppositionspolitikern und unterdrückten
Minderheiten nutzen. Der Zweitverwertungsmarkt für Sicherheitslücken und
Trojaner ist groß. Die Technologie-Zulieferer solcher Regierungen sitzen
oft in Europa.“ [5]
Für Unternehmen stellen offene Sicherheitslücken auch unter dem Aspekt
der Wirtschaftsspionage eine Gefahr dar [6]. Vor den Gefahren durch
Sicherheitslücken für deren IT-Sicherheit warnte auch das hessische
Wirtschaftsministerium bei der Vorstellung des hessischen
IT-Sicherheitsleitfadens, der gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für
Sichere Informationstechnologie (SIT) in Darmstadt erarbeitet wurde [7].
Wir fordern die Abgeordneten im Hessischen Landtag vor diesem
Hintergrund auf, dem Gesetzentwurf in der derzeitigen Form nicht
zuzustimmen.
Unsere Forderungen:
Sicherheit wahren – Kein Staatstrojaner für Hessen!
Meldepflicht für entdeckte Sicherheitslücken
Sicherheitslücken gefährden alle – Handel verbieten!
[1] Dies wurde der in der öffentlichen Sitzung der grünen
Landesarbeitsgemeinschaft Medien und Netzpolitik am 26.10. vom
Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Hessischen Landtag, Mathias Wagner,
und dem innenpolitischen Sprecher der Fraktion, Jürgen Frömmrich,
bekanntgegeben.
[2] http://www.gruene-hessen.de/landtag/files/2017/10/HSVG.pdf
[3] http://faktenfinder.tagesschau.de/wanna-cry-cyberangriff-101.html
[4]
https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/globale-cyber-attacke-so-…
[5]
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2017-02/ueberwachung-technik-exporte…
[6]
https://www.hessen.de/pressearchiv/pressemitteilung/sicherheitsluecken-scha…
[7]
https://wirtschaft.hessen.de/sites/default/files/media/hmwvl/leitfaden_vert…